Das Immunsystem bei Krebs

Das Immunsystem kann bei Krebserkrankungen aus verschiedenen Gründen geschwächt sein: Einerseits kann die Erkrankung selbst die Immunschwäche verursachen, andererseits greifen manche Therapien die Abwehrkräfte an. 

Wenn Sie eine Krebserkrankung haben, die die Blutbildung betrifft, bringt dies meist ein geschwächtes Immunsystem mit sich. Typische Beispiele sind das multiple Myelom und die chronische lymphatische Leukämie. 

Auch bei anderen Krebsarten, den sogenannten soliden Tumoren (zum Beispiel Brustkrebs oder Prostatakrebs), haben Patienten mit einem geschwächten Immunsystem zu kämpfen – sei es durch die Erkrankung selbst oder durch Behandlungen wie eine Chemotherapie. Auch das Eindringen eines Tumors in Gewebe wie Schleimhaut oder Lunge kann Wege für eine Ansteckung eröffnen oder den Abbau von Erregern verhindern. 

 

Bei Krebstherapien verstärkt auf Immunschwäche achten

Außerdem beeinträchtigen Krebstherapien mitunter die Abwehrkräfte. Dies sollte Sie natürlich nicht von notwendigen Behandlungen abschrecken, sind diese doch wirksam und wichtig im Kampf gegen die Krebserkrankung.   

Eine Chemotherapie mit Zytostatika beispielsweise trifft nicht nur entartete Zellen, sondern auch die gesunden weißen Blutkörperchen, die für die Abwehr von Erregern zuständig sind. Die Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sinkt, es entsteht eine Leukopenie.   

Bestrahlungen können einen ähnlichen Effekt auf Blutzellen haben. Diese Nebenwirkung hängt unter anderem von der Strahlendosis und dem bestrahlten Gewebe ab.  

Sollten Sie eine Stammzelltransplantation erhalten, wird das Immunsystem zeitweise gezielt „heruntergefahren“, vor allem durch die vorher notwendige intensive Chemo- und Strahlentherapie. Sie sind dann einige Wochen bis Monate stark infektionsgefährdet. 

 
Weiterführende Informationen zum Immunsystem unter www.immun-experte.de oder www.immundefekt-info.de

Das Multiple Myelom

Beim multiplen Myelom (auch als Plasmozytom bezeichnet) entarten Plasmazellen und teilen sich unkontrolliert. Die veränderten Plasmazellen werden als Myelomzellen bezeichnet und reichern sich im Knochenmark an.

Da die Plasmazellen beim multiplen Myelom verändert sind, bilden sie funktionsuntüchtige Antikörper, die ihre Abwehraufgaben nicht erfüllen können. Dadurch ist die Immunantwort der Patienten eingeschränkt. Außerdem werden die Stammzellen von Myelomzellen verdrängt, da diese sich im Knochenmark ausbreiten. Dadurch können weniger gesunde weiße Blutkörperchen (Leukozyten) wie Granulozyten gebildet werden, die bei der Immunabwehr notwendig sind. Der Mangel an Leukozyten und Antikörpern zusammen führt zu einer deutlich erhöhten Infektanfälligkeit bei den Betroffenen. Zusätzlich können therapeutische Maßnahmen wie eine Stammzelltransplantation das Immunsystem schwächen. 

Neben einer Infektvorbeugung gibt es die Möglichkeit, die fehlenden Antikörper durch die Gabe von Immunglobulinen zu ersetzen und damit das geschädigte bzw. geschwächte Immunsystem zu stärken und zu unterstützen. 

 

Die chronische lymphatische Leukämie

Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist eine Erkrankung des lymphatischen Organsystems. Im Gegensatz zu anderen Lymphomarten finden sich entartete Lymphozyten nicht nur in Organen wie dem Knochenmark, sondern auch im Blut. Der Begriff Leukämie beschreibt die Vermehrung von weißen Blutkörperchen im Blut („weißes Blut“). Es kommt dabei zu einer unkontrollierten Vermehrung von entarteten B-Lymphozyten, die nicht voll ausgereift sind und deswegen ihre Funktion in der Immunabwehr nicht erfüllen können. Außerdem ist die Lebensdauer der Zellen verlängert – der Körper wird also geradezu von funktionsunfähigen weißen Blutkörperchen überschwemmt. Eine gesunde Zellentwicklung ist jetzt nahezu unmöglich. Unter anderem werden die für eine effektive Abwehr wichtigen Granulozyten nicht mehr ausreichend gebildet. Außerdem ist die Produktion von Antikörpern beeinträchtigt, da es weniger ausgereifte Plasmazellen gibt. Behandlungen wie eine Chemotherapie können die Abwehrkräfte zusätzlich angreifen. Insgesamt kommt es zu einer deutlichen Schwächung des Immunsystems mit gesteigerter Infektanfälligkeit. 

Neben einer Infektvorbeugung gibt es die Möglichkeit, fehlende Immunglobuline zu ersetzen und das Immunsystem zu stärken.

 

Was ist eine Antikörpertherapie?

Spricht man im Rahmen einer Krebsbehandlung von einer Antikörpertherapie, sind therapeutische Antikörper gemeint, die im Labor entwickelt werden. Diese Antikörper helfen dem körpereigenen Immunsystem, den Tumor und die entarteten Zellen zu bekämpfen. Da diese therapeutischen Antikörper meist so entwickelt werden, dass sie vollkommen gleich sind und sich somit gegen das gleiche Antigen richten, nennt man sie auch monoklonale Antikörper. Diese erkennen zum Beispiel spezielle Antigene, die auf Krebszellen vorkommen. Bei diesen sehr zielgerichteten Therapeutika geht es hingegen nicht um die allgemeine Immunantwort und Infektabwehr.

 

Immundefekte nach Behandlung mit Rituximab

Rituximab ist ein monoklonaler Antikörper und wird zum Beispiel für die Behandlung des Non-Hodgkin-Lymphoms (NHL) oder der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) verschrieben. Es bindet an ein spezielles Antigen, genannt CD20, das auf der Oberfläche von bestimmten Blutzellen (reifen B-Lymphozyten und deren Vorläufern – den Prä-B-Zellen) vorhanden ist. Damit werden die entarteten Blutzellen vom Immunsystem effektiv bekämpft – allerdings auch gesunde Zellen, die ein starkes Immunsystem ausmachen. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft hat anhand von Patienten-Fallbeispielen festgestellt, dass während und auch noch lange nach der Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper Rituximab schwere Immundefekte und infolge dessen schwere Infektionen vorkommen können. Bei schwerem Antikörpermangel sollte deswegen eine frühzeitige Behandlung mit Immunglobulinen erfolgen. Zudem sollte während und nach der Behandlung mit Rituximab sowohl die Lymphozytenzahl als auch die Konzentration der Immunglobuline kontrolliert und überwacht werden.
 

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