Klinisches Bild
Klinisch äußern sich sekundäre Immundefekte in deutlich erhöhter Infektanfälligkeit. Dabei korreliert der Schweregrad der Immundysregulation u. a. mit Dauer und Stadium der (malignen) Grunderkrankung, Komorbiditäten und Patientenalter.[2] Durch die teils langwierigen und/oder schweren Infektionen wird nicht nur die Lebensqualität der Patienten eingeschränkt, sondern die Infekte gehen vor allem auch mit erhöhter Mortalität einher.[2]
Hypogammaglobulinämie
Signifikante Anhaltspunkte für sekundäre Immundefekte sind rezidivierende, chronische oder schwere Infektionen, Hypogammaglobulinämie und häufig auch ein schlechtes Ansprechen auf Impfstoffe.[12] Hämatologische Malignome wie Chronische Lymphatische Leukämie (CLL) und Lymphome sind häufig mit Hypogammaglobulinämie (v. a. niedrige IgG-Werte) assoziiert. Bei Multiplem Myelom (MM) ist das Gesamt-IgG häufig normal oder sogar erhöht, die monoklonale Überproduktion durch die maligne Zell-Linie führt jedoch zur Reduktion des polyvalenten, funktionalen Anteils (Verdrängung und vermehrter Abbau) und kann in einem Immundefekt resultieren.[4]Inzidenz von Infektionen bei Patienten mit CLL und MM
CLL-Patienten mit sekundärem Immundefekt sind anfällig für bakterielle Infektionen der Atemwege, Haut und Harnwege.[16]
CLL-Patienten haben während des gesamten Krankheitsverlaufs ein erhöhtes Risiko für Bakteriämien.[17]
- In einer Studie mit CLL-Patienten verliefen 28 % der mikrobiologisch im Blut nachgewiesenen Infektionen innerhalb von 30 Tagen tödlich.[17]
- Die Inzidenz von Bakteriämien lag bei therapienaiven Patienten bei 15,5 pro 1.000 Personenjahren im Vergleich zu 62,8 bei Patienten, die bereits eine CLL-spezifische Therapie erhalten hatten.[17]
Erhöhte Mortalität durch Infekte
In einer dänischen Registerstudie, in die 10.455 CLL-Patienten einbezogen waren, ging die Sterblichkeit mit Ursache „maligne hämatologische Erkrankung“ im Verlauf von 3 Dekaden – sicher infolge verbesserter Therapiekonzepte – deutlich zurück, wohingegen die infektbedingte Sterblichkeit unverändert hoch geblieben ist.[15]Infektionen sind die Hauptursache für Morbidität und Mortalität bei Patienten mit sekundären Immundefekten.[5]
Trotz vieler Innovationen im Bereich der onkologischen Therapien in den vergangenen Jahren ist die infektbedingte Mortalität bei hämatologisch-onkologischen Patienten unverändert hoch.[15]
Der Immunglobulinmangel manifestiert sich primär in einer pathologischen Infektanfälligkeit, die zu der erhöhten Morbidität und Mortalität bei hämatologisch-onkologischen Patienten beiträgt.[2] Typische Symptome bei SID-assoziierter Infektanfälligkeit reichen von rezidivierenden Infektionen mit demselben Erreger, Infektionen mit ungewöhnlichen Erregern, häufigen Infektionen, protrahiertem Infektionsverlauf, atypischen Lokalisationen bis hin zu opportunistischen Infektionen.[1]